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Orientierung im Technologie-Dschungel

Der neue «Technology Outlook» der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) vereint die wichtigsten Erkenntnisse zahlreicher Expert:innen aus Wissenschaft und Industrie für die Schweiz von morgen. In den Bereichen «Energie und Umwelt», «Fertigungsverfahren und Materialien» sowie «Life Sciences» leisteten insgesamt elf Empa-Forschende einen Beitrag zur Einordnung der wichtigsten Technologietrends und deren Auswirkungen auf Industrie und Gesellschaft.

Neue Technologien sorgen oft für radikale Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, Orientierung zu bieten und dabei sowohl die Bedeutung der Technologien für die Volkswirtschaft wie auch die Konsequenzen für unsere Gesellschaft zu beleuchten. «Der Technology Outlook blickt für die Schweizer Wirtschaft und Politik auf die facettenreiche Technologie-Welt von morgen. Also in eine Zukunft, die uns fasziniert und inspiriert, aber auch Ängste wecken kann. Mit den Schwerpunkten Gesundheit, Ernährung und Bauen beleuchten wir Bereiche, die besonderes Innovations- und Transformationspotenzial haben», sagt Projektleiterin Claudia Schärer anlässlich der letztwöchigen Vernissage zum «Technology Outlook 2023» an der ETH Zürich.

Gute Chancen für die Schweiz hebt die unabhängige Studie in drei Bereichen hervor: bei der Interdisziplinarität, bei Hightech- und Nischenanwendungen sowie beim Wissensexport. Der Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz lebt von Ökosystemen, in denen Akteur:innen aus unterschiedlichen Forschungsgebieten und Industrieklassen zusammenkommen, und ist somit prädestiniert für interdisziplinäre Lösungsansätze. Diese sind vor allem bei der Entwicklung von innovativen Technologien gefragt, die für höhere Effizienz, verbesserte Sicherheit und wirksameren Umweltschutz in diversen Bereichen sorgen, führt die Studienleiterin aus. «Bestimmte Technologien aus der Hightech- und Nischenbranche wie Bioplastik, digitaler Zwilling oder antimikrobielle Oberflächen wie auch deren Anwendungen bieten interessante Business Cases für Firmen jeglicher Grösse. Zudem ist es naheliegend, dass die Schweiz für einige Technologien eine Vorreiterrolle übernimmt und Know-how statt Produkte exportiert. Dazu gehören Technologien wie Mobilitätskonzepte, Negativemissions-technologien und personalisierte Ernährung.»

Die Technologie vorantreiben – und was es dazu braucht

Der «Technology Outlook» punktet mit seiner thematischen Breite, seinem kurz- bis mittelfristigen Zeithorizont und seiner freien Verfügbarkeit. Zudem hebt er sich von ähnlichen Analysen mit seinem Schweizer Fokus ab. Die Studie beruht auf Interviews mit mehr als 180 Expert:innen von knapp 90 Institutionen wie ETH Zürich, EPFL, Empa, CSEM, IBM, Migros Industrie, Mobility und Nestlé. Sie ordnet Technologietrends in Bezug auf ihre Bedeutung für den Denk- und Werkplatz Schweiz ein und vergleicht die Entwicklungen in der Schweiz mit anderen Ländern. Insgesamt 32 Technologien und 22 Schweizer Industrie-Showcases sowie nationale und internationale Trends werden in der neuen Ausgabe präsentiert. Das Herzstück bildet die Quadrantendarstellung mit den vier Technologie-Kategorien Hoffnungsträger, Nische, Selbstläufer und Star, welche die volkswirtschaftliche Bedeutung sowie die Forschungskompetenz für jede Technologie sichtbar macht.

Zum Schluss der Veranstaltung diskutierten Judith Bellaiche (GLP, Swico), Mirko Kovac, Leiter des Sustainability Robotics Lab (Empa), Matthias Michel (FDP), Marco Salvi (Avenir Suisse) und Sirpa Tsimal (Switzerland Global Enterprises) zusammen mit Moderator Benedikt Knüsel (ETH Zürich), welchen Gestaltungspielraum die Schweizer Gesellschaft rund um Technologien, ihren Einsatz und Innovation hat. Mehrfach betont wurde, dass Kooperationen – gerade über die Landesgrenzen hinweg – unumgänglich sind. Empa-Forscher Kovac ergänzt: «Der Aspekt der Multidisziplinarität ist zentral. Sich international zu vernetzen, bleibt wichtig. Aber noch wichtiger in der Forschung und für die Innovation ist die Co-Entwicklung. Diese ist heute essenziell und keine Option.» Das Beispiel der Robotik zeige, wie wichtig eine Co-Entwicklung ist: Bei einem lebensechten Roboter, der sich in der Umwelt bewegt, wie ein Lebewesen funktioniert und sich adaptiv anpasst, können Materialien nicht separat vom Kontrollsystem betrachtet werden. Sie müssen zwingend co-entwickelt werden. Diese Voraussetzung setzt ganz neue Anforderungen bei der Ausbildung künftiger Forschenden.

Über die SATW
Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften betreibt im Auftrag des Bundes Früherkennung von Technologien. Der «Technology Outlook» resultiert aus diesen Foresight-Aktivitäten und stellt zukunftsweisende Technologien vor, die in den kommenden Jahren für die Schweiz relevant sein werden. An der aktuellen Ausgabe des Technology Outlooks haben Empa-Experten aus folgenden Abteilungen mitgewirkt: Christian Bach (Fahrzeugantriebssysteme), Frank Clemens (High Performance Ceramics), Irene Ferretto (Advanced Materials Processing), Manfred Heuberger (Advanced Fibers), Ali Jafarabadi (Structural Engineering), Mirko Kovac (Sustainability Robotics), Christian Leinenbach (Advanced Materials Processing), Barbara Lothenbach (Concrete and Asphalt), Moslem Shahverdi (Structural Engineering), Lars Sommerhäuser (Surface Science and Coating Technologies) und Patrick Wäger (Technologie und Gesellschaft).